Wie schaffe ich den Turn Around?

Jede betriebliche, finanzielle Krise lässt sich am Grad der Verschuldung und der Zahlungsfähigkeit messen. Je weniger Sie in der Lage sind, Ihre Zahlungsverpflichtungen zu erfüllen und je ungünstiger das Verhältnis von Betriebsvermögen zur Höhe der Schulden ist, um so anspruchsvoller wird die Aufgabe sein, die Krise zu überwinden und die selbstständige Tätigkeit erfolgreich fortzuführen.

Zunächst ist festzustellen, dass fast jede selbstständig oder freiberuflich tätige Person mit der Dauer ein immer besseres Gefühl dafür entwickelt, ob der Betrieb gut läuft oder nicht. Gleichzeitig ist der nüchterne Blick auf den eigenen (Miss-) Erfolg phasenweise „vernebelt“. Was sind Hinweise, die Sie nutzen können, um den „Nebel zu lichten“ und die finanzielle Situation Ihres Betriebes realistisch einzuschätzen?

  • Vermeiden Sie schwankende Privatentnahmen. Zahlen Sie sich regelmäßig einen möglichst immer gleichen Betrag ähnlich einem Geschäftsführergehalt. Berechnen Sie die Höhe dieses Betrages aufgrund der tatsächlichen privaten fixen und variablen Kosten, die Sie haben. Überprüfen Sie nach 3, 6 und 12 Monaten, ob die Höhe angemessen berechnet ist.

  • Trennen Sie das Firmenkonto vom Privatkonto nicht nur formal durch zwei verschiedene Kontonummern (möglichst bei zwei verschiedenen Banken), sondern auch in der Alltagsrealität in dem Sie private Zahlungen ausschließlich vom Privatkonto leisten.

  • Haben Sie die ersten beiden Maßnahmen über einige Monate streng eingehalten, können Sie die Entwicklung auf Ihrem Firmenkonto nutzen, um ohne das Studium von BwAs oder Gewinn- und Verlustrechnungen die aktuelle finanzielle Lage Ihres Betriebes abzulesen.

  • Prüfen Sie anhand der Kontoauszüge, der letzten Monate und Jahre wie sich Ihr Geschäftskonto und Ihr Kontokorrentrahmen entwickelt haben. Wie häufig wurde der Rahmen in den vergangenen Jahren angehoben? Wie hoch ist der Zinssatz? Haben Sie geprüft, ob die Bank Ihnen anstatt des teuren Kontokorrent ein zinsgünstigeres Darlehen anbieten kann? Regelmäßige Aufstockungen des Kreditrahmens in der Vergangenheit sind i.d.R. ein Hinweis auf dringenden Handlungsbedarf.

  • Wie schnell zahlen Sie Ihre Lieferantenrechnungen? Hat sich dies geändert? Wenn ja, seit wann?

  • Wie schnell sind Sie mit Ihren eigenen Rechnungen an Kunden? Und wie konsequent verfolgen Sie „Nichtzahler“?

  • Überprüfen Sie ehrlich mit sich selbst, welche Ihrer offenen Forderungen gegen Kundschaft wirklich noch realisiert werden kann.

  • Sind Sie in die Abhängigkeit von einem Kunden gerutscht? Verlassen Sie sich möglichst niemals nur auf einen Kunden mit dem Sie 100% Ihres Umsatzes machen. Mindestens drei ähnlich gewichtete Standbeine sollten das Ziel sein.

  • Hat sich die Qualität Ihres Produktes / Ihrer Leistung verschlechtert? Befragen Sie Ihre Kunden wie zufrieden sie mit Ihnen in der Vergangenheit waren. Ein gutes FeedBack bestätigt nicht nur Ihren eingeschlagenen Weg sondern es motiviert auch ungemein, die vor Ihnen liegenden Veränderungen anzugehen.

  • Gehen Sie gegenüber sorgfältig ausgewählten Personen offen mit Ihrer Situation um. Ideen und Einschätzungen von außen stehenden Dritten sollten Sie nicht sofort abtun. Sie können Gold Wert sein.

  • Versuchen Sie insbesondere mit Ihrem Steuerberater im Gespräch zu bleiben. Er sollte Ihre betrieblichen Zahlen so gut kennen wie kein anderer. Fordern Sie seine Unterstützung ein und bitten Sie ihn um seine Einschätzung.

  • Wie wirkt sich die aktuelle Krise auf Sie persönlich aus? Wie steht es um Ihren Schlaf? Droht die Beziehung zu scheitern? Sind Sie als Chef nur noch ein Nervenbündel? Oder kriechen Antriebslosigkeit und Apathie in Ihnen immer höher?

  • Wie steht es um Ihre Lust weiterzumachen? Wollen Sie weiterkämpfen? Oder ist der Akku zu tief entladen und alle Energie und Zuversicht sind dahin?